Der Königspalast von Olite legt Zeugnis ab von dem höfischen Glanz, den diese
historische Stadt, 42 km südlich von Pamplona in der Zona Media von Navarra gelegen, während des Mittelalters erlebte. Das Gebäude wurde im Jahr 1925 zum
Nationaldenkmal erklärt. Zu seiner Zeit nahm es ein Drittel des damaligen Stadtkerns ein. Es gilt als eines der
interessantesten Gebäudeensembles der weltlichen Gotik in ganz Europa.
Der Palast wurde auf den Überresten einer ehemaligen Römerfestung errichtet und durchlief im 13. und 14. Jh. diverse Umbauten. In diesem Teil, der auch unter der Bezeichnung Alter Palast bekannt ist, ist gegenwärtig das staatliche
Parador-Hotel "Príncipe de Viana" untergebracht. Vom ursprünglichen Gebäude sind die Außenmauern und die Wehrtürme erhalten. An der Fassade sind vor allem die gotischen Fenster, das Hauptportal im Renaissance-Stil und der Wachturm hervorzuheben.
Einen großen Aufschwung erlebte der Palast zu Beginn des 15. Jahrhunderts, als
Karl der Edle zahlreiche Baumeister aus Spanien und Portugal und aus ganz Europa an seinen Hof berief. Der Neue Palast wurde im Stil der französischen Zivilgotik gebaut. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der König, der in Nantes geboren worden war, einer wichtigen französischen Adelsdynastie angehörte. Seine Vorstellungen und Wünsche waren von ihrem Geschmack geprägt, und so ist es nicht verwunderlich, dass das Ergebnis der stilsichere Palast von Olite war. Karl machte ihn zu seiner Lieblingsresidenz.
Im Jahr 1813 wurde er teilweise durch ein verheerendes Feuer verwüstet, das General Espoz y Mina legen ließ, um bei seinem Rückzug zu verhindern, dass die vorrückenden französischen Truppen sich in der Burg festsetzten. Das heutige Aussehen verdankt er einer
sorgfältigen Restauration im Jahr 1937, bei der die Verantwortlichen versuchten, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Besondere Erkennungsmerkmale dieser Festung sind ihre dicken und hohen Steinmauern, die den Innenbereich unregelmäßig umschließen, und runde Wehtürme mit Schieferdächern an den vier Ecken.
Den Palast selbst, den man im Rahmen einer Führung besichtigen kann, betritt man durch einen großen Innenhof. An diesen Hof, den ehemaligen Garten Orangengarten, schließen sich zwei weitere Höfe an, der "Patio de la Pajarera" (etwa: Volierenhof) und der "Patio de la Morera" (der Maulbeerbaum-Hof). Hier steht ein mehrere Jahrhunderte alter Maulbeerbaum, der zum
Naturdenkmal erklärt wurde.
Dahinter liegt der Zentralbereich des Neuen Palastes, auf dessen Empfangsetage die Gemächer des Königs - mit großzügigen Gewändefenstern - und der Königin erhalten sind. Vom ersten Gemach aus betritt man die Königsgalerie, während das Gemach der Königin auf einen kleinen Hof hinaus geht, den sogenannten "Patio del Naranjo" (Orangenhof) auch "Jardín de la Reina" genannt.
Den Zentralbereich mit den Gemächern überragen die Silhouetten der verschiedenen zinnenbewehrten Türme. Der höchste und spektakulärste ist der
Bergfried, der eigenwilligste der "Torre de las Tres Coronas". Vom "Torre de los Cuatro Vientos" (der vier Himmelsrichtungen) aus wohnten die Könige den Turnieren bei. Heute gibt es hier keine Turniere mehr zu sehen, aber der Ausblick ist unvergesslich.
Im schattigeren Bereich des Palasts befindet sich der Eisbrunnen mit einem Deckel, der an eine riesige Eierschale erinnert. Hier wurden Eisschollen zur Konservierung der Lebensmittel aufbewahrt, deshalb ist dieser Bereich auch als
"Eisschrank" bekannt.
Vergessen Sie bei Ihrem Besuch nie, welch ein Luxus in diesem Palast herschte. Er besaß exotische Gärten, die teilweise als hängende Gärten in fast 20 m Höhe ausgelegt waren, und einen kleinen Zoo mit einem Löwengehege, das in den heute nicht mehr vorhandenen "Jardines" bzw. "Huertos" del Rey (Königsgärten) im Osten des gegenwärtigen Palastes stand. Die Räume waren mit Kacheln, Stuck und geschnitzten Holzdecken verziert. Den Brand überstand jedoch nur ein Raum, der heute als "
Cámara de los Yesos" (Stuckkammer) bekannt ist.
Der Palast war Schauplatz von ortstypischen Ballrückschlagspielen wie Pelota und Raqueta, wo auch gelegentlich besondere Anlässe wie Wettbewerbe und Tourniere stattfanden, wie auch während der Hochzeit der burgundischen Prinzessin Agnes von Kleve mit dem Fürsten von Viana, Sohn Karls III., dessen Titel heute die Fürstin von Asturien, die Thronfolgerin Spaniens trägt.
Und außer dem Palast...Vom Vorplatz der Burg aus führt eine Wendeltreppe zu den mittelalterlichen Galerien hinauf, in denen eine
Ausstellung über das Leben am Hofe Karls des Edlen, zu sehen ist.
Nach dem Palast sollte man auch noch die gotische
Kirche Santa María und die romanische
Kirche San Pedro - mit ihrem Kreuzgang und einem hoch aufragenden gotischen Turm mit spitzem Turmhelm, der mit den Wehrtürmen des Palastes rivalisiert - besichtigen. Auf einem Spaziergang entlang der Wehrmauern können Sie außerdem noch den komplettesten und besterhaltenen Mauerring in ganz Navarra bestaunen. Zu empfehlen ist auch ein Spaziergang durch die Gassen des Städtchens, und zum Abschluss eine der schmackhaften Spezialitäten der Gegend, in Begleitung eines der berühmten Weine aus Olite, die der DO Navarra angehören. Lassen Sie sich das
Weinmuseum von Navarra nicht entgehen, das sich ebenfalls in diesem Ort befindet.
Und wenn Sie Olite so kennenlernen möchten, wie es im Mittelalter war, dann müssen Sie unbedingt am
mittelalterlichen Stadtfest teilnehmen, das im August drei Tage lang gefeiert wird. Im rückwärtigen Bereich des Palastes finden außerdem im Sommer Aufführungen im Rahmen des
Festivals für Klassisches Theater von Olite statt.